Rega Tonarm Mods

rega01

Rega Hot Rodding

Die Plattenspieler und Tonarme von Rega sind weit verbreitet, und das sicher nicht zu Unrecht. Viele Menschen haben sich – mit mehr oder weniger Erfolg – an diesen vergriffen. Das habe auch ich getan und möchte die Ergebnisse niemandem vorenthalten.

Tonarmverkabelung

Die Verkabelung wie auch die Stecker der Originalversion sind alles andere als optimal: zahlreiche Lötstellen, drei verschiedene Kabel, unbehandelte Tondosenstecker (das Kupfer wird schnell grünschwarz, d.h. oxoidiert, der Elektrische Übergang ist fraglich) an dem einen, vernickelte RCA-Stecker an dem anderen Ende.

die Originale Verkabelung: oben das Außenkabel mit den RCA-Steckern, unten die Innenverkabelung.
Genauer: (1) Tondosenstecker aus blankem Kupfer (hier schon ersetzt); erste Lötstelle (2) Im Gummipfropf Übergang vom dicken vorderen “Außenkabel” zum eigentlichen Innenkabel; zweite Lötstelle (3) Übergang vom Innenkabel zur Montageplatte; dritte Lötstelle (hier an dieser Stelle getrennt) (4) Übergang von der Montageplatte zum Außenkabel. Uneinsehbar, weitere Lötstelle denkbar (5) Übergang zu den billigen, vernickelten RCA-Steckern; letzte Lötstelle.

Es gibt verschiedene Wege, dem abzuhelfen. Zahlreiche Firmen bieten kommerziell Neuverkabelung an, meistens im Bereich um 200 Euro. Wem das zu viel erscheint (bei mir ist das der Fall), der kann sich selbst helfen.

Neben den verschiedenen namhaften Kabeln wie die von Cardas, vdHul oder auch das Silberkabel von Thomas Scheu ist die Variante Kupferlackdraht (ca. 0.1 mm Durchmesser) ein echter Favoritenkiller. Eine perfekt verarbeitete Ausführung mit maschinell verdrilltem (und fünfmal mit C37 lackiertem) Kupferlackdraht und abschirmender Außenverkabelung bietet Heiko Wingender zu fairem Kurs an.

Der besonders einleuchtende Vorteil liegt in der durchgehenden Verkabelung vom Tonabnehmer bis zu den Cinchsteckern. Es gibt keine zusätzlichen Lötstellen, Steckverbinder oder Kabel, die das hochsensible Phonosignal beeinträchtigen könnten.

Unter http://www.hi-fi.com/diy/rega/ gibt es eine sehr ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Neuverkabelung von Rega-Armen, ohne diesen auseinanderzunehmen. Eine deutsche Übersetzung findet man unter http://www.uxmann.de….

Beim Fädeln ist es hilfreich, wenigstens die Gegengewichtsachse demontiert zu haben.

Wer es sich zutraut, die Lager des Armes neu einzustellen, kann es aber auch einfacher haben. Dazu muss man das Tonarmrohr ausbauen. Diese Beschreibung bezieht sich auf den RB-250, bei RB-300 und höher ist zusätzlich die Auflagekraftfeder zu bedenken, dazu kann ich nichts sagen.

Originalzustand

1. Demontiert man am besten den ganzen Arm.

2. Löst man die kleine Innensechskantschraube (G) am Befestigungsgewinde der Armbasis und zieht das Außenkabel (Z) (mitsamt der Montageplatte (F)) heraus, lötet mit Geduld die Innenkabel (Y) ab oder schneidet sie ohne Geduld einfach möglichst nah an der Montageplatte ab.

3. Entfernt man die Plastikkappen auf den beiden Lagerschrauben, dann entfernt man letztere mit einem normalen Schraubendreher. Das macht ersteinmal “knack”, wenn die Drehrichtung die korrekte war, ist das alles nach Plan.

Lagerschrauben

4. Jetzt kann man das Armrohr abnehmen. Dabei werden die Innenkabel aus der Armbasis gezogen.

Basis

5. Der jetzt sichtbare Gummipfropf (E) in der Kabeldurchführung der Armbasis kann (einfach) entfernt werden, um das spätere Einfädeln des neuen Kabels zu erleichtern.

6. Der Gummipfropf (B) im Tonarmrohr am Headshell kann jetzt entfernt werden, dabei kommt die gesamte Innenverkabelung hinterher. Das ist so gewollt. Das Massekabel sollte nach Möglichkeit dort bleiben, wo es ist (D). Wenn dies nicht gelingt, wird später ein neues, bei der Gelegenheit am besten längeres, angelötet. Dazu muss das Gegengewicht und vor allem die Endachse entfernt werden. Dann ist, wie in der Abbildung schwach zu erkennen, ein in das Gewinde geklemmtes Messing(?)plättchen (D) zu sehen. Dort gehört das Massekabel angelötet.

Massekontakt

7. Das neue Kabel kann nun im Viererpack in die untere Öffnung (C) des Armrohres eingefädelt und von dort durchgeschoben werden.

Tonarmrohr | tonearm pipe

8. Das andere Ende der ausreichend langen Kabel wird zusammen mit dem Massekabel durch die Basis geführt.

9. Das Rohr wird wieder auf der Basis fixiert. Das nur locker, das Lagerspiel soll später eingestellt werden. Dieser Schritt ist auch nach 12. noch möglich.

10. Die farbigen Schrumpfschläuchlein, die notwendig sind, wenn (wie hier) einfarbiges Kabel verwendet wird, werden aufgeschoben, die Tondosenstecker angelötet. Das Kabel wird so weit durch den Tonarm gezogen, dass nur noch die notwendige Länge am Headshell herausschaut. Eventuell mit Tape oder Knetmasse (A in Abbildung unten) sichern.

11. Am anderen Ende kann eine Schirmung (G in Abbildung unten) aufgeschoben werden (z.B. ein des Kernes beraubtes Satelitenkabel). In jedem Falle muss das Außenkabel mechanisch fixiert werden, um die Bewegung des Armrohres nicht zu behindern. Ich habe dies zwischenzeitlich mit Klebeband (neudeutsch: Tape) gelöst (nein, nicht gelöst, eher befestigt … Ha-ha.) Besser ist eine solide Montageplatte (F in Abbildung unten)

12. Die RCA(Chinch)-Stecker werden angelötet. (Rot: Signal rechts; Weiß: Signal links; Grün: Masse rechts; Blau: Masse links.) Das Massekabel muss so konfektioniert werden, dass es am (Phono)verstärker an Masse angebracht werden kann. Wer seinen Phonoeingang selbst baut, sollte sich gleich einen Mini-Din-Stecker (H in Abbildung unten) besorgen, der eine zusätzliche, von der Signalmasse getrennte Masseführung (für die Schirmung) erlaubt. Die entsprechenden Stecker und Buchsen gibt es sogar vergoldet bei Conrad.

Das Massekabel (für die Schirmung) darf nicht mit den Signalmassen verbunden werden!

13. Falls unter 1. demontiert, wird der Arm wieder auf der Zarge befestigt.

14. Das Lagerspiel wird eingestellt: die Schrauben langsam und vorsichtig so einstellen, dass gerade kein Spiel mehr zu spüren ist. Wenn der Arm im Gleichgewicht ruht, muss ein klitzekleiner Papierschnipsel, der auf das Headshell fällt, den Arm zum Bewegen bringen.

Aufgebohrt …

15. Freuen, weil man soeben ca. 150 Euro Arbeitslohn gespart hat. Oder sich schämen, weil man wieder nichts für den Wirtschaftsaufschwung getan hat.

Tonarmgegengewicht

Origin Live, Expressimo Audio, die Kopierer Clearaudio und Transrotor sowie andere haben es gezeigt: am Gegengewicht lässt sich viel tun. Bisher habe ich ein Gegengewicht mit tiefem Schwerpunkt á la Expressimo aus Bronze (C37-Resonanz, um den Esoterikfaktor nicht auszulassen) gefertigt. Das Endstück habe ich erstmal “konventionell” konstruiert, eine Variante á la Origin Live soll folgen.

Auf der Seite von Origin Live findet man auch andere interessante Tipps, wie man aus dem Rega noch ein wenig mehr herauskitzeln kann: das Lockern der Befestigungsmutter (nur handfest anziehen) oder das Entspannen der Feder am RB-300 (auf “3″ – dann die Auflagekraft per Gegengewicht einstellen) … Dazu muss dann eine Tonarmwaage verwendet werden.

Manche der Hersteller haben sich entschieden, die Bohrung des Gewichtes mit einer Passhülse zu versehen, die dann als Filter fungieren soll. (Beispiel Delrin bei Expressimo Audio) Andere wiederum setzen auf den harten Kontakt Metall auf Metall. Der Einfachheit wegen habe ich mich für letzteres entschieden.

Gegengewicht mit tiefem Schwerpunkt


einfache Endachse

Endachse ala Origin Live

VTA

Vom Original abweichende Tellerdicken erfordern eine Höhenverstellung (VTA) für den Tonarm, welche völlig simpel aufgebaut sein kann. Siehe links. Zum Schutz des Gewindes der Tonarmbase kann dort eine dünne, straff sitzende Metallhülse mit der Befestigungsmutter des Tonarms aufgeschraubt werden.

Gängige kommerzielle VTAs sind als Gewindehülse aufgebaut. Diese könne meistens ohne Veränderung der Zarge verwendet werden. Im Prinzip würde dafür auch eine zweite Befestigungsmutter genügen, wenn man die dadurch entstehende minimale Höhe des Tonarmes erdulden kann.

Eine weitere Variante bietet Scheu Analog an, wobei diese wieder ein Bearbeiten der Zarge erfordert

meine Notlösung

“normale” (kommerziell erhältliche) VTA

saubere Lösung … Selbstbau natürlich.

Anwendung: (1) Messing-VTA, (2) originale Mutter | (1) brass VTA, (2) original nut.

Daten

Da ich eine ganze Weile gesucht habe, um verschiedene Maße herauszubekommen, stelle ich hier mal eine Liste der mir bekannten relevanten Daten zusammen. Keine Gewähr.

Durchmesser Lagerbohrung 18 mm
Durchmesser Tonarmbohrung 24 mm
Abstand Tonarmbohrung – Lagerbohrung 222 mm
Abstand Oberkante Zarge – Oberkante Teller (P3, ohne Matte) 25 mm
Abstand Oberkante Zarge – Oberkante Teller (P2, ohne Matte) 23 mm
Befestigungsgewinde Tonarm M23 × 1
Befestigungsgewinde Tonarmendstück M12 × 1
Durchmesser Endstück RB-250 ca. 12.5 mm
Durchmesser Endstück RB-300 ca. 12.8 mm
Tonarmmasse ca. 590 g
Masse Gegengewicht Clearaudio 124 g
Effektive Länge 237 mm
Überhang 15 mm
Effektive Tonarmmasse RB-250 10 g
Effektive Tonarmmasse RB-300 10,5 g
Tellerdicke Planar 2 (Mitte) 10 mm
Tellerdicke Planar 3 12 mm
Tellergewicht Glasteller P3 ca. 2 kg

Ähnliche Artikel

  • Rega Tonarm Mod 2007
    Nach relativ langer Abstinenz von Rega-Tonarmen und entsprechenden Basteleien hatte ich mir mal wieder einen Rega RB-250 an Land gezogen. Natürlich gab es den auf Ebay. Es fehlte die Verkabelung, deshalb war er als defekt angeboten. Leider waren auch die Lager im sprichwörtlichen Eimer. Also habe ich dem Arm eine Radikalkur verpasst. Zu diesem...

  • Rega Mods 2020 Teil 1: Teller
    Die Plattenspieler von Rega sind nicht nur wunderbar minimalistisch und sehr clever für die industrielle Serienfertigung optimiert. Sie bieten mit ihrem modularen Aufbau (fast schon entsprechend Clauß Dietels Offenem Prinzip) eine schöne Spielwiese, die es ermöglicht, einzelne Elemente auszutauschen und damit das gesamte Produkt zu aktualisieren, zu verbessern oder einfach nur den eigenen anzupassen. Den...

  • Rega Tonearm History – R200 von 1976.
    Die ersten Rega-Plattenspieler wurden von Acos vertrieben (und auch entsprechend beschriftet). Acos vertrieb auch Tonarme des japanischen Herstellers Koshin. Entsprechend wurden die Rega-Plattenspieler in den ersten drei Jahren mit einem leicht abgespeckten Koshin-Tonarm mit der Bezeichnung Acos Lustre GST-1 ausgestattet (mehr dazu später). 1976 wurde dann mit dem R200 der erste spezielle Rega-Tonarm vorgestellt. Dieser...

  1. Joachim Kiock
    | #1

    Guten Tag,Ich baue auch gerade einen Thorenspieler um
    auf Rega -Tonarm allerdings bekomme ich keine Befestigungs- Muttern.
    Daher meine Frage wo haben Sie sie herbekommen.
    Vielen Dank für Ihre Antwort
    J.Kiock

  2. Walter Müller
    | #2

    Hallo, Deine Schnitt-Zeichnungen haben mir bei der Neuverkabelung meines Rega RB 250 sehr geholfen. Vielen Dank dafür. Da der Tonarm offenbar einen Lagerschaden hat, würde ich gerne wissen, wie man die aus- (und neue einbaut). Vielleicht hast Du einen Tipp?
    Vielen Dank im Voraus
    Walter Müller

  1. | #1