HTPC — die ohrenfreundliche Variante

Nachdem ich dem HTPC-Trend jahrelang erfolgreich widerstand (und weiterhin verschiedene optische Audio-Laufwerke nutzte) haben mich ein paar Monate mit der Squeezebox Touch davon überzeugt, dass es auch anders geht – und das sogar besser. Die geringe Flexibilität und vor allem das nervige Up- und Downgrade der Squeezebox beim Wechsel zwischen Netzwerkfestplatte (NAS) und MySqueezebox.com haben mich nun doch zum Bau eines kleinen HTPC geführt.

Der Fokus sollte dabei natürlich auf bestmöglicher Musikwiedergabe liegen, alles andere (Video etc.) war zunächst zweitrangig. Eine interessante Lektüre zu dem Thema ist der Artikel zum »C.A.P.S.« – Computer Audiophile Pocket Server. Ich bin das Thema ähnlich, aber doch deutlich einfacher angegangen: ich habe mir einen lüfterlosen kleinen PC von Shuttle ausgewählt und diesen mit Solid State Disc (SSD) für das System und einer großen konventionellen Festplatte (HDD) für die Musikdaten ausgestattet. Die Ausstattung ist dabei dem C.A.P.S. 2.0 ganz ähnlich, ich habe lediglich das integrierte LAN & WLAN (was ich letztlich auch nutze) drin und dafür keine speziellen »audiophilen« USB-Ports. Zu deren Sinn gibt es auch unterschiedliche Ansichten. Mal abgesehen davon dass ich sie mangels Platz nicht einbauen könnte – mir wären sie schlicht zu teuer.

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Shuttle XS-35 mit zweitem Festplatten-Einschub

In meiner Gier habe ich eine 1 TB große Festplatte verwendet, was durch deren große Bauhöhe eine kleine Schnitzerei an dem dafür vorgesehenen Kunststoffeinschub verlangte. Der HTPC ist mit Windows 7×64 und dem J. River Media Center 17 (JRMC, ca. US$ 50) ausgestattet (eine kostspieligere, aber auch entsprechend umfangreicher ausgestattete und insbesondere für Klassikhörer geeignete Software-Suite ist der Sonata Server). Die Steuerung erfolgt entweder per Android-App, Browser-Applikation im heimischen WLAN oder per Maus & Tastatur und (Fernseh-) Bildschirm. Das Media Center lässt sich auch über einen Touchscreen steuern, was ich mangels Touchscreen nicht machen kann. JRMC kopiert die abzuspielende Musik in den RAM und spielt sie von dort ab. Neben ASIO (das ist der Studio-Standard) werden auch WASAPI und Kernel Streaming unterstützt. Alle drei dieser Technologien erlauben das Umgehen des Windows-Mixers so dass das Musiksignal »bitgenau« ausgegeben werden kann. In den DSP-Optionen sind verschiedene Aktionen möglich. Man kann alle deaktivieren oder aber auch – was je nach USB-Audioschnittstelle sinnvoll sein kann – Up- bzw. Downsampling einstellen. Beispielsweise kann das Signal auf 96 kHz begrenzt werden, wenn der DAC mehr nicht verträgt. Die 64-Bit-Version von Windows benötigt man eigentlich nur wenn man (wie in meinem Fall) relativ viel RAM verbaut. Tut man das nicht, bietet sich nicht nur eine normale 32-Bit-Version sondern die Netbook-Variante an. Diese ist schlanker, belastet somit die CPU weniger, es lenken weniger Prozesse von der Musikreproduktion ab.

Zum verlustfreien Einlesen meiner CDs habe ich ein externes DVD-Laufwerk und das kostenfreie Exact Audio Copy verwendet. Ich habe die für € 8 angebotene Lizenz der GD3-Datenbank für die Metadaten der CDs erworben, bin allerdings der Meinung dass es die in den meisten Fällen FreeDB genauso gut tut. Insbesondere wenn man anschließend ohnehin noch die Metadaten bearbeitet, wofür ich MP3Tag verwende. Dieses hervorragende Programm ist ebenfalls kostenfrei, man kann dort allerdings auch freiwillig »Donate« klicken, wozu ich hiermit aufrufe (Bin mit gutem Beispiel vorangegangen). Das DVD-Laufwerk wird nur sehr selten benutzt, nämlich zum Einlesen neuer oder zurückgekehrter CDs sowie alle zwei Quartale zum Ansehen einer Video-DVD. Zwischendurch lagert es kühl und trocken in einem Schrank.

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Das externe DVD-Laufwerk – der Warnaufkleber ist in der Grundausstattung nicht enthalten.

Wie man Windows 7 und J. River Media Center sinnvoll konfiguriert hat Chris Connaker hier ausführlich beschrieben. Das gilt auch für Version 17. Der HTPC läuft stabil, dank Verzicht auf rotierende Lüfter quasi geräuschlos (die Drehgeräusche der Festplatte sind nur wenige Zentimeter um den Rechner wahrnehmbar, sonst bewegt sich ja nix da drin), dank SSD fährt er schnell hoch und in den Ruhezustand. Die Rechenleistung des 2×1.6 GHz-Prozessors ist auch für hochaufgelöste Musik mehr als genug, für HD-Videos ist sie (dann gerade so) ausreichend. Der HDMI-Ausgang ist gut, allerdings kann man den Stereoausgang der integrierten Soundkarte zum Musikhören nicht ernsthaft nutzen. Es sind nicht nur Qualitätsnuancen, das klingt völlig verzerrt. Stattdessen habe ich an einen USB-Port einen asynchronen DDC angeschlossen, über den ich separat berichten werde.

Hier nochmal zusammengefasst die Zutaten. Zunächst die Hauptkomponenten:

  • Shuttle XS35GT Barebone-PC (keine 4 cm breit, komplett lüfterlos)
  • 4 GB RAM
  • 80 GB SSD
  • 1 TB HDD
  • Shuttle PHD2 Adapter für zweite Festplatte (ca. € 15)
  • Windows 7×64
  • J. River Media Center
  • USB-DDC oder USB-DAC (oder eben ein guter USB-Eingang am DAC)

Alles Weitere ist nicht nötig, wenn man die Daten mit einem separaten Rechner einliest/aufbereitet/verwaltet:

  • Externes DVD-Laufwerk (Toshiba Samsung)
  • Tastatur (habe mich für eine sofakompatible Funktastatur inkl. Trackball entschieden)
  • Exact Audio Copy und MP3Tag (kostenfreie Software)

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