Projekt Pro-Ject

Verbasteln wir einen Pro-Ject 9 Tonarm.

Kabel

Der Pro-Ject-Arm wird mit durchgehender Innen- aber ohne Außenverkabelung geliefert. Um ein standardgemäßes Phonokabel anzuschließen, müsste zumindest ein vernünftiger Stecker in den Tonarmsockel.

Da aber die mitgelieferte Innenverkabelung von fragwürdiger Qualität ist, sollte diese gleich eliminiert werden. Es wird flugs eine komplette durchgehende Verkabelung eingezogen, das ist in dem Fall auch ohne Auseinandernehmen des Tonarmes einfach möglich. Dafür bietet sich die durchgehende Verkabelung “Finewire C37″ von Heiko Wingender an, die speziell zugeschnitten für fast alle Tonarme gibt, so auch für den Pro-Ject. Damit ist der Einbau ein Kinderspiel: einfädeln, festschrauben, fast fertig … die Tonabnehmerstecker sind bereits mit der korrekten Menge hochwertigem Lot gefüllt, was nicht nur dem versierten Bastler das Leben erleichtert, sondern vor allem Anfänger um das Risiko bringt, die zierlichen Stecker mit zu viel Lot zu füllen und somit außer Funktion zu setzen. Feine Sache das Finewire.

Die Komplettlösung von Heiko Wingender

Gewicht

Das Gegengewicht ist eine unsäglich schwabbelige Konstruktion, welche gegen ein fest montiertes Bronzegewicht ausgetauscht werden sollte. Optional kann die Kunststoffachse gegen eine aus Edelstahl ausgetauscht werden.

Originalstummel mit Bronzegewicht

Edelstahl/Bronze-Stummel mit Messinggewicht.

Man kann natürlich auch weiter gehen und die Hülse, welche Tonarmrohr und Gegengewichtsachse hält, entsprechend zu gestalten, so dass der “Exzenter” überflüssig wird.

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Hülse mit exzentrischer Bohrung für die Gegengewichtsachse

Resonanzen/Tonarmrohr

Da man sich hier im säkularisierten Osten gerne Ersatzreligionen sucht, habe ich das Rohr mit gestrecktem C37-Lack bepinselt. Abgesehen vom Verdünnen des Lackes war das ein Tipp von Heiko Wingender, der auch eine passende Verkabelung für diesen Arm anbietet.

Ich wollte das Rohr mit Balsaholz füllen, da war aber zunächst kein Rankommen … das führte zu der Überlegung, das Rohr mit (verhaltener) Gewalt zu entfernen, sprich: abzusägen, und an dessen Stelle ein geeignetes Kohlefaserrohr einzukleben.

Als mein erstaunlich gut spielender Ersatzarm ankam, habe ich den Project mit respektlos zerlegt. Das Entfernen des Tonarmrohres ist doch einfacher als zunächst angenommen; der Vorgang ist zudem reversibel, so dass es mit Balsa gefüllt und wieder eingesetzt werden kann. Dazu muss das Rohr samt Aufnahme aus den Lagern durch Lockern letzterer entfernt werden. Dann wird das Rohr fixiert bzw. geeignet aufgelegt, um anschließend den Stahlstift mit Hilfe eines kleinen Röhrchens herauszuschlagen. Das Rohr ist notwendig, um die Spitzen des Stiftes nicht zu beschädigen, immerhin stellen diese eine Hälfte der Lager dar.

Zerlegt.

Das originale Rohr hat einen Außendurchmesser von 14 mm. Geeignete (bessere) Rohre hatte ich nur in 12mm Durchmesser zur Verfügung. Man könnte das originale Rohr zersägen und als Distanzhülse verwenden, aber ich wollte die Möglichkeit des Rückbaus bewahren. Also sollte eine neue Hülse gedreht und gefräst werden, welche Tonarmrohr, Gegengewichtsachse und den Stift des Vertikallagers aufnimmt. (Abbildung weiter oben). Dabei habe ich die Chance genutzt, den Lagerstift in einem anderen Winkel einzupassen, so dass der Tonarm auf 12″ verlängert werden konnte.

aus 9 mach 12.

Für die Headshell hatte ich nun mehrere Varianten. Eine schlechte wäre gewesen, das entsprechende Stück vom Originalrohr abzusägen. Aber der Winkel hätte durch die verlängerung auf 12″ nicht mehr gepasst. Weiterhin hätte sich ein “Universalheadshell” ala Clearaudio & Co. angeboten, wie ich es beim Selbstbau-Einpunkter verwendet habe. Dabei wäre aber die Nadelspitze zu weit unten gelandet. Also habe ich kurzerhand ein Stück CFK-Platte zurechtgefeilt und auf das Rohr geklebt. Passt.

Im Vordergrund ein SME V; ein direkter Vergleich war mangels identischer Tonabnehmer nicht möglich, aber es war doch zu erkennen: schlecht ist er nicht, der verlängerte Ich-war-einmal-ein-Pro-Ject-Arm.
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