PLL-Antrieb

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Wasn PLL?

In einem Phase-locked-loop(PLL)-geregelten Motor wird über eine PLL-Schaltung eine Art Drehspannung erzeugt, welche den meist dreiphasigen Motor antreibt. Die Geschwindigkeit ist einstellbar; Die dreiphasigen Typen sind lastunabhängig. Hier werde ich zwei verschiedene, im Plattenspielerbau eingesetzte Typen beschreiben.

NOS ala Scheu

Ein Bausatz mit dem gereinigtem New-Old-Stock(”NOS”) RFT 1170.2 wird von Scheu Analog vertrieben. Die Firma bietet diesen mitsamt Regelkram, Pulley und String für ca. 75 Euro an. Dieser Motor ist bürstenlos und mit Gleitlagern ausgestattet, also für einen Plattenspielerantrieb durchaus geeignet.

Der Motor wurde in der DDR (zu Geheimdienstzwecken für Bandabhörgeräte entwickelt und später) in Kassettendecks verbaut; als offiziellen Ersatz dafür gibt es den “M9G90U20-1″ made in Japan für 10 Euro incl. Pulley. In vielen Geräten sind prinzipiell ähnliche Motoren zu finden, in Tapedecks, Videorekordern und — wen wundert es — in leichten Plattenspielern.

Diese Motoren erzeugen, wie oben erwähnt, intern eine Art Wechselspannung (Drehfeld), wodurch der Motor drehzahlgenau arbeitet. Das Ganze ist in der Regeln durch Verändern eines Widerstandes auf der Steuerplatine variabel. Ich musste für meinen Zweck das Motorgehäuse öffnen und das Poti entsprechend meiner Bedürfnisse austauschen. Der Motor ist derartig kräftig, dass man mittels eines Drehmeißels in das aufgeschrumpfte Pulley fräsen kann!

Später habe ich auch originale 1170.2 Motoren aus Kassettendecks ausgebaut, der Unterschied zu dem o.g. M9G90… ist auf den ersten Blick gering, doch vorhanden. Auch hier muss das Gehäuse geöffnet werden, um ein Poti einzulöten, um die Geschwindigkeit entsprechend einstellen zu können. Die Lagerung ist besser, die dauerhafte radiale Belastung durch den String erträgt dieser Motor besser. U.U. hat Herr Scheu seine Pulley-Größe an die optimale Geschwindigkeit des Motors angepasst (was mir nicht möglich war), das ist aber nur eine Vermutung und sollte mal nachgefragt werden. Ein 7-mm-Pulley passt für Teller mit einem Durchmesser von 300 bis 320 mm.

Generell ist die Geschwindigkeit dieses Motors langzeitstabil, es empfiehlt sich als Riemen ein Faden, der Teller sollte nicht unnötig schwer sein. Als String wird normalerweise Unsichtbare Nähseide (Nylon) angepriesen, ich bevorzuge Multifilamente, weil dann das Saitenpfeifen weniger stark auftritt. Die Verwendung von Gummiriemen ist insbesondere bei schweren Tellern ungünstig, da der Motor die zum Alaufen notwendige Kraft nicht aufbringen kann und in unerlaubte Betriuebszustände gelangen kann.

Der Motor muss für die Geschwindigkeitseinstellung und -umschaltung folgendermaßen umgebaut werden:

click for big …

Das sieht dann im wieder zusammengesetzten Zustand etwa so aus:

… bei dem japanischen Motor ist das etwas anders. Dort kann das originale Poti aus- und an Stelle dessen ein passendes hineingelötet werden. Dieses wird dann in der Größenordnung von 1KOhm liegen. Im Zweifelsfall kann man zunächst ein großes Poti einbauen, dann auf den gewünschten Drehzahlbereich justieren, den eingestellten Poti-Widerstand messen und daraufhin eine Kombination von Widerstand (knapp unter dem gemessenen Wert) und einem Poti (doppelter Abstand des gemessenen und des gewählten Widerstandswertes) einsetzen. Man beachte, dass das an Stelle des Widerstandes eingelötete neue Poti (egal bei welchem Motor) Teil eines Schwingkreises ist und daher nach Möglichkeit nicht allzu weit von der Platine entfern werden sollte (Kabellänge gering halten).

Es gab von dem Motor verschiedene Versionen (1170.2, 1170.3 usw.), von denen einige mit 9 und andere mit 12 V DC betriben werden. Einige Exemplare drehen linksherum, das ist durch Umlöten der Anschlüsse der Windungen an der Steuerplatine leicht zu ändern.

Anschlüsse der Windungen an der Platine. Zum Ändern der Drehrichtung beispielsweise “2″ und “3″ austauschen.

Mittels umwickelten Moosgummi in ein Gehäuse gesteckt, funktioniert der Motor wunderbar. Nachteilig sind die wahrnehmbaren Kommutierungsgeräusche. Zudem hat man immer mal den Eindruck, der Motor sei unterdimensioniert. (Was gut vorstellbar ist – bedenkt man den eigentlichen Einsatzzweck.)

Gehäuse

Den PLL-Motor ala Scheu habe ich mit den Resten eines ungeliebten Computer-Mauspads umwickelt und in ein Stück Messingrohr gesteckt. Dieses ist darunter mit trockenem Quarzsand gefüllt und mit gedrehtem Bronzedeckel und -boden verschlossen. Das funktioniert ganz gut. Im Grunde ist jede halbwegs schwere, stabile und vibrationsschluckende Behausung für den Motor geeignet.

Scheu-Motor in (Moosgummi-)Mousepad eingewickelt in Messingdose

Neuware von Papst

Die Firma ebm-papst ist bekannt für ihre breites Angebot an Elekromotoren; die berüchtigten AC-Außenläufer haben jahrelang beste Plattenspieler angetrieben.

Aktuell wird mit dem dreiphasigen Variodrive (Achtung: nicht die einphasigen!) ein hervorragend geeigneter Motor angeboten. Der kostet zwar richtig Geld, die voll integrierte Regelung relativiert das aber. Leider ist der Motor kugelgelagert. Es gibt zwei Varianten: eine wird per Spannungsreferenz, die andere per Frequenz angesteuert. Erstere ist nicht annähernd so präzise einzustellen und auch nicht so (langzeit-) stabil wie die letztgenannte.

Mehrere Plattenspielerhersteller verwenden diesen Motor; ein Komplettangebot inklusive Gehäuse und Steuerung bietet die Firma TW-Acustic an – zu einem nicht geringen, aber in Anbetracht der aufwändigen Modifizierung an Lagerung und Kommutierung und Steuerung sowie durch das Plug&Play-Gehäuse und die Steuerung samt Netzteil dennoch angemessenen Preis. Zeitzeugen, welche Vergleichen des TW-Acustic-Anriebes mit “Nachbauten” (also dem unmodifizierten Papst-Motor wie ich ihn verwendete) miterleben durften, sprechen mit großen Augen von heruntergefallenen Kinnladen.

Aufgrund der hohen Riemenspannung ist ein schweres Motorgehäuse (z. B. aus Messing oder Edelstahl) notwendig. Der Motor selbst wird über Dämpfungselemente aus dem Modellbaubedarf vom Gehäuse entkoppelt.

Innereien (modifiziert)

Probeaufbau mit Flachriemen von TW-Acustic, hier noch in der langen Version. Im Hintergund ein Synchronmotor-Antrieb von Transrotor im Selbstbaugehäuse.

Papst Variodrive in der Dose (hinten rechts) … das Innenleben ist weiter oben als Probeaufbau zu sehen (frech kopiert von TW-Acustic). Die Außenhaut des Gehäuses ist aus einem POM-C-Zylinder gefräst. Dazu passend die Steuerung mit Kippschalter und LEDs (eine Richtung 33 rpm, die andere 45 rpm)

Die Steuerung sieht innen so aus … die Geschwindigkeit wird mittels 12gang-Poti eingestellt.
  1. Rainer
    | #1

    Hallo Krishu,

    ich hätte eine Frage zum Thema Papst VDC. Ich habe bei Ebay einen solchen Motor zum Schnäppchenreis erstanden. Hat allerdings nen Spannungseingang statt des von dir favorisierten Frequenzeingang. Mich würde interessiern, wie laut diese Motoren in der Regel sind. Ich habe als Vergleich meinen alten Direkttriebler und da hört man garnix wenn der mit 33 dreht. Allerdings ist das beim Papst anders. Der dreht um einiges schneller und das hört man auch. Wie schnell dreht der PLL Antrieb den du benutzt und wie laut ist das Ding denn? Gibt es eine Möglich keit den irgendwie etwas leiser zu kriegen?

    Über einen Rückmeldung deinerseits wäre ich sehr verunden.

    MFG

    Rainer

  2. | #2

    Hallo,

    das Problem mit den Spannungsgesteuerten ist hauptsächlich die konstante Drehzahl. Die früheren Modelle waren zumindest im Serienzustand alle relativ laut; Dennoch sollte man auch die aktuellen entkoppelt und gut eingepackt einbauen. Die Drehzahl hängt natürlich vom verwendeten Pulley usw ab, die Größenordung 1000/min ist aber ein Richtwert.

  3. Christopher
    | #3

    Hallo Krishu,

    ich habe mit vor einiger Zeit einen Frequenzgesteuerten Papstmotor wie von dir beschrieben besorgt genau wie ihn auch TW-Akustik verwendet. Doch leider habe ich noch keine passende Regelung dafür gefunden, damit ich auch den Ist-Sollwert abgleichen kann. Nun ist meine Frage ob du mir da evtl. weiterhelfen könntest. Falls ja würde ich mich über eine Mail an meine Adresse freuen.

    MFG
    Christopher

  4. | #4

    Hallo,

    bei einem PLL-Motor muss man eigentlich keinen Ist/Soll-Vergleich machen, es ist aber sicherlich mit Microcontroller (und nur so sinnvoll) möglich.

    Grüße
    Christian

  5. Christopher
    | #5

    Hallo Christian,

    danke für deine schnelle Antwort. Jetzt hab ich eine blöde Frage aber könntest du mir evtl deinen Schaltplan von deiner gebauten Regelung zukommen lassen, weil ich komm einfach nicht weiter.

    mfg Christopher

  6. | #6

    Hallo,

    ich hatte lediglich eine Steuerung verwendet. Dazu haben ich einen NE555 als Frequenzgenerator (Datenblattapplikation) zur Geschwindigkeitssteuerung sowie Festspannungsregler 78XX-ICs für Betriebs- und Steuerspannung für Rechtslauf aufgebaut. Dazu habe ich keine separaten Aufzeichnungen, die ich zeigen könnte.

    Grüße
    Christian

  7. Rainer
    | #7

    Hallo Christian,

    danke für die Info. Wenn das ganze Teil mal fertig ist werd ich einen Thread aufmachen und das ganze Ding mit Schaltplan für die Regelung Online stellen. Kann sich nur noch um Jahre handeln ;-) Hab momentan noch etwas Ärger mit der Ansteuerung des DACs welcher für den Spannungseingang zuständig ist… Ach ja zur Info. Die Impulszahl/Umdrehung beträgt zumindest bei meinem Papstmotor 6. Also sechs Flanken pro Umdrehung.

  8. Rainer
    | #8

    Also einen Threada im Aaanalog-Forum…

  9. Thomas
    | #9

    Hallo Krishu,
    ich habe den Motor von Scheu mit den verdrahteten Potis und dem Schalter;leider ist mir das Kabel zu den Potis von der Motorplatine abgerissen und ich weiß nicht mehr, an welchen Punkten die anzulöten sind.
    Hast du auch die Anschlussbelegung von der Scheu-Verkabelung?
    Die unterscheidet sich m.E. von deinem Plan, denn beim Scheu ist ein Widerstand parallel zum “original resitor” den du entfernst und eine Leiterbahn zwischß des original Trimmpotis scheint unterbrochen worden zu sein.
    Hoffe, du kannst mir weiterhelfen

    beste Grüße
    Thomas

  10. | #10

    Hallo,

    da ich selbst keinen originalen Scheu-Motor habe kann ich das leider nicht sagen.

  11. Rainer
    | #11

    Hallo Krishu,

    gibt es beim zerlegen und zusammenbaun (Rotor Demontage) des Variodrives etwas zu beachten? Würde nämlich gerne das Lager wechseln und eins aus Keramik einbauen.

    Viele Grüße

    Rainer

  12. | #12

    wozu andere Lager? Man müsste sicherlich neu auswuchten.

  13. Rainer
    | #13

    Tja an das hab ich nicht gedacht. Aber jetzt wo dus sagst. kann ich dir nur zustimmen. Danke für die Info. Manchmal ist man ja wie vernagelt.

    Grüße

    Rainer

  14. kitty
    | #14

    Hallo Krishu,

    Wir haben eine Papst Variodrive type vdc 3.54.14 der genau so aus sieht wie der variodrive im probeaufbau hieroben verwendet(ohne das blaue ding an der seite). Wir gebrauchen ein motor lab kit von Papst um das ganze anzusteueren. Nun ist es so dass bei der anlauf der plattenspieler der variodrive gleich mit voller kraft startet. Nun ist meine Frage ob du mir da evtl. weiterhelfen könntest. Haben wir dei passende Regelung dafür, oder mussen wir etwas anderes regelen. Ich komm einfach nicht weiter.
    Ich hoffe sie kunnen mein deutsch lesen und begreifen was ich meine, weil ich komme aus Holland und mein deutsch ist im schreiben nicht so gut mehr.
    Auf jeden fall complimente fur den Seit. Sehr gut und viel imformation.

    Viele Grüße aus Holland,

    Kitty.

  15. | #15

    @kitty
    Hallo,

    der .54 Motor ist ja noch leistungsstärker als der von mir verwendete .43. Ich kenne das motor lab kit nicht; wenn dort keine Möglichkeit für langsames Hochlaufen vorgesehen ist, ist es schwierig. Die Geschwindigkeit wird ja über eine Steuerfrequenz vorgegeben. Diese müsste erst niedriger sein und dann langsam hochlaufen. Wenn man eine Microcontrollersteuerung verwendet ist das sehr einfach möglich, meine einfache Ansteuerung mit NE555 hatte auch keinen langsamen Hochlauf.

  16. kitty
    | #16

    Hallo Krishu,

    Danke fur die schnelle antwort. Also der motor von uns ist gut und zu gebrauchen?
    Der motor lab kit ist eine vario lab kit von Papst. Wir steueren den plattenspieler mit Spannungsreferenzan an.
    Die 33 und 45 sind kein problem. Funkzioniert gut.
    Leider haben Wir kein handbuch dabei. Habe hier einen link zur drivecontrol von Papst, Könntest du vieleicht, wenn du willst nachsehen ob du etwas siehst was uns weiterhelfen könnte.
    http://www.ebmpapst.com.cn/images/Drive-TechnologyforACandDC.pdf
    Könntest du mir deinen Schaltplan von deiner einfache Ansteuerung mit NE555 über eine Mail zukommen lassen.
    Wenn wir diese nachbauen von Schaltplan funktioniert der ansteurerung von uns vieleicht auch gut.

    Vielen dank.

    Viele Grüße aus Holland,

    Kitty.

  17. | #17

    @kitty
    Hallo,

    die Steuerung mit Spannungsreferenzen ist wie weiter oben beschrieben schwierig, ich hatte das nicht stabil hinbekommen. Dann nützt auch die Schaltung mit NE555 nichts, da kommen ja nur Frequenzen raus.

    Es gibt aber einfache Transistorschaltungen zum langsamen Hochfahren von Spannungen (Bitte selbst suchen). Diese auf die Steuerspannungen angewendet würde ein langsames Hochfahren ermöglichen.

    Grüße
    Christian

  18. Ralf Dieckmann
    | #18

    Hallo,

    Mein Deutsch ist mehr als fünfzig Jahre alt, und Ich moechte gerne wissen, was ein “Drehmeißel” ist.

    Danke,

    Ralf Dieckmann

  19. krishu
  20. Manfred Pöpken
    | #20

    Hallo Krishu,
    ich wollte eimal Fragen wie Dick sollte der Faden (Multifilamente) zum Antrieb des Drehtellers
    sein.
    Mit freundlichen Grüßen
    Manfred Pöpken

  21. Gerhard Böhm
    | #21

    Eine Frage zu Scheu Motor.
    Der Scheu Motor neueren Datums, also nicht der DDR Motor, ist das der besagte Japan Motor?
    Wie sind seine Abmessungen?
    Wird der auch in Moosgummi verpackt eingebaut
    ?
    GRUSS
    GERHARD

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